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Juli Challenge: Giant-Delaford-Strawberry & Peach-Scone mit Zitronen-Shortbread


JULI CHALLENGE 

 

COLONEL BRANDON AUS JANE AUSTENS ‚SINN UND SINNLICHKEIT‘

 

GIANT DELAFORD STRAWBERRIE & PEACH SCONE MIT ZITRONEN SHORTBREAD

 

[für 8 Stücke]

 

Ich erinnere mich noch ganz genau an jenen denkwürdigen Fernsehnachmittag mit Mama. Es muss irgendwann im Herbst gewesen sein, die ersten kühlen Tage des Jahres waren angebrochen und als wir uns so gemeinsam ins Bett, unter die Decke kuschelten und dabei Tee genossen, prasselte draußen der Regen gegen das Fenster. Ich glaube ich muss gar nicht viele Worte über die Gemütlichkeit verlieren, die die beschriebene Szenerie zu bieten hatte.

 

Irgendwie zappten wir also durchs Fernsehprogramm, blieben hier und da hängen, und stießen schließlich auf eine Verfilmung von Jane Austens ‚Sinn & Sinnlichkeit‘, die bei arte bereits in vollem Gang war. Bis dato konnte ich mit der bekannten, englischen Schriftstellerin nicht besonders viel anfangen, aber weil das Fernsehprogramm ansonsten wirklich miserabel war, blieben wir bei dem Film hängen und was soll ich sagen? Irgendwie war es Liebe auf den ersten Blick.

 

Wer Jane Austens Werke kennt weiß sehr gut, dass es sich dabei nicht um banale Liebesgeschichten handelt. Im Gegenteil. Sie schreibt mit Witz und schafft es mit ihren Erzählungen voller Irrungen, Wirrungen, Missverständnissen und [ja auch] Romantik ihre Leser direkt gefangen zu nehmen und mitfiebern zu lassen.

 

Das darüber hinaus auch immer eine unterschwellige Gesellschaftskritik und ein zurückhaltender Spott über Geflogenheiten der dargestellten Zeit  ihre Geschichten ausmachen ist ein anderes Thema und könnte sicherlich ganze Bücher füllen. Ich finde nur es muss erwähnt werden, weil sie ihrer Zeit als Frau damit so unglaublich weit voraus war.



Gerade wegen des beschriebenen Fernsehnachmittags bei Regen [seitdem ich die erwähnte BBC-Verfilmung von Sinn & Sinnlichkeit aus dem Jahr 2008 zu meinen absoluten Lieblingsfilmen zähle] und weil ich seither die meisten von Jane Austens Meisterwerken gelesen habe, war ich umso erfreuter, dass Mama sie zum Teil meiner Challenge gemacht hat.

 

Und es gibt sogar ein Wiedersehen mit den Charakteren aus Sinn & Sinnlichkeit: niemand geringeren als Colonel Brandon höchselbst durfte ich für die Juli-Challenge bekochen. Der Charakter aus dem 1811 erschienenen Werk ist ein stiller, reservierter Junggeselle, der sich im Krieg für sein Heimatland verdient gemacht hat.

 

[Interessanterweise wird sein Vorname im Buch nie erwähnt. Bleiben wir also bei Brandon.]

 

Als zweitgeborener Sohn einer angesehenen Familie sah es nie danach aus, dass er einmal zu großem Reichtum kommen würde, doch als sein älterer Bruder überraschend stirbt, wird Brandon zum Erben des Titels, des Familiensitzes Delaford mit all seinen Ländereien und Pachtschaften und natürlich vom angehäuften Vermögen, das ihn in den Augen vieler Mütter lediger Töchter zu einem sehr geeigneten Hochzeitskandidaten macht.

 

Anders als vielleicht zu erwarten wäre, steigen ihm diese ruhmreichen Aussichten aber nicht zu Kopf. Im Gegenteil. Er bleibt der ruhige, in sich gekehrte Mann und zeichnet sich darüber hinaus durch seine aufrechte, ehrenwerte und aufopferungsvolle Art aus. So kümmert er sich nach dem Tod seiner Jugendliebe um deren uneheliche Tochter und nimmt sie als sein Mündel bei sich auf. Als das junge Mädchen schwanger wird, kümmert er sich auch um dieses Kind und sorgt dafür, dass beide versorgt sind.

 

Als er sich dann zu Beginn von ‚Sinn & Sinnlichkeit‘ in die lebhafte, gefühlvolle Marianne Dashwood verguckt, sieht alles danach aus, dass er nach all den einsamen Jahren nun doch noch zu seinem wohlverdienten Glück kommt. Doch anders als zu erwarten wäre, interessiert sich Marianne weder für sein Vermögen noch seinen Besitz. 

 

Für sie ist er mit 35 Jahren schlicht zu alt und um das Drama perfekt zu machen, verliebt sie sich stattdessen Hals über Kopf in einen jungen, abenteuerlustigen Raufbold und bricht dem Colonel das Herz … oder zumindest beinahe. Denn am Ende wird wie üblich doch alles gut. Ich spare mir die Wiedergabe der ganzen Geschichte. Wichtig ist nur, dass Marianne ihren Brandon lieben lernt, auch wenn der Weg dahin schmerzhaft für sie ist.

 

Mit dem Charakter des Colonel verbinde ich darüber hinaus aber auch noch etwas anderes: Alan Rickman. Der britische Schauspieler lieh Jane Austens reserviertem Junggesellen in der Verfilmung von 1995 sein Gesicht und hat ihn für mich damit geprägt wie kein anderer. Da er leider viel zu früh gestorben ist widme ich dieses Gericht auch ihm. Seine Darstellung von Colonel Brandon, aber auch seine zahlreichen anderen Rollen werden unvergessen bleiben!



Als es um die Auswahl des Gerichts für die Challenge ging, war mir sofort klar, dass ich etwas typisch englisches zubereiten wollte. Irgendwie gingen meine Gedanken dann auf Wanderschaft und blieben bei einem Bild aus besagter BBC Verfilmung hängen, auf dem zwei ehrenwerte Damen inmitten von Spitzendeckchen und feinstem Tee-Geschirr hocken, mit der allgegenwärtigen Stickausrüstung hantieren und sich über den neuesten Klatsch austauschen.

 

Eine britische Tea Time kam mir in den Sinn und ich entschied mich sogleich für Scones. Allerdings wollte ich den Klassiker etwas anders zubereiten und beschloss einfach eine XXL-Variante daraus zu machen. 

 

[Mein Giant-Scone erinnert darüber hinaus an eine große Variante der Devonshire Splits, eine Spezialität aus besagter Grafschaft. Dort füllt man Scones aus Hefeteig mit Clotted Cream und Marmelade. Das passt deshalb so gut, weil Sinn & Sinnlichkeit in Devonshire spielt.]

 

Die Füllung aus Erdbeeren und Pfirsichen passt nicht nur hervorragend in die Jahreszeit, sondern ist darüber hinaus an die BBC Verfilmung von 2008 angelehnt. Dort wird nämlich mehrmals erwähnt, dass Colonel Brandon in seinen Gewächshäusern auf Delaford besagtes Obst züchtet. Marianne bekommt bei ihrem ersten Besuch gleich eine ganze Schale davon serviert.

 

Das Shortbread war eine passende Ergänzung für den nötigen Crunch. Darüber hinaus haben Barbara und ich welches genascht, als wir an besagtem Fernsehnachmittag bei der BBC-Verfilmung hängen blieben. Irgendwie schließt sich damit also der Kreis und die nächste Tea Time ist mit meinem Giant Scone definitiv gesichert!




Zubereitung

 

 

Zutaten für den Giant-Scone:

 

  • 350 g Dinkelmehl Typ 630
  • Salz
  • 1 Pck. Weinsteinbackpulver
  • 45 g Zucker
  • 60 g Butter
  • 60 g Zucker
  • Saft 1/2 Zitrone
  • ca. 150 ml Haferdrink / oder Milch

 

  • 1 Eigelb [Größe M]
  • 2 EL Haferdrink / oder Milch

 

Alle Zutaten zügig verkneten, bis ein lockerer, nicht klebriger Teig entstanden ist. Diese zu einem Kreis mit ca. 20-22 cm Durchmesser flach drücken und auf ein Backpapier legen. Kurz mit einem Geschirrtuch abdecken.

 

Den Ofen auf 180°C Ober- und Unterhitze vorheizen.

 

Eigelb und Haferdrink verquirlen. Den Scone damit bestreichen und im vorgeheizten Backofen ca. 30-35 Minuten goldbraun backen. Anschließend komplett abkühlen lassen.

 

  • 300 g Ricotta
  • 50 g Joghurt
  • 40 g Zucker
  • Vanille
  • Salz

 

Alle Zutaten zu einer Creme aufschlagen. Diese kurz im Kühlschrank ruhen lassen.

 

  • 2 reife Pfirsiche
  • 200 g Erdbeeren
  • etwas vom Zitronen-Shortbread, Rezept weiter unten [alternativ gekauftes Shortbread]

 

Das Obst würfeln und den abgekühlten Scone halbieren. Die untere Hälfte mit Creme bestreichen, dann das Obst darauf verteilen und mit zerbröseltem Shortbread bestreuen. Die obere Hälfte des Scones darauf setzen und servieren.

 

Tipp: Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte dem Kuchen 1-2 Stunden im Kühlschrank Zeit geben fest zu werden. Die Creme zieht dann an und der Kuchen ist leichter zu schneiden.





Zutaten für das Zitronen-Shortbread:

 

  • 200 g Dinkelmehl Typ 630
  • 50 g feinen Zucker
  • Salz
  • 125 g kalte Butter 
  • 2 EL Limoncello oder Zitronensaft

 

Mehl, Zucker und eine Prise Salz mischen. Butter in Würfeln und Limoncello zugeben und alles nur so lange verkneten, bis ein krümeliger Teig entstanden ist.

 

Diese auf einem Backpapier zu einem kleinen Rechteck flach drücken. Das Papier darum schlagen und den Teig mindestens 1/2 Stunde in den Kühlschrank legen.

 

Den Ofen auf 180°C Ober- und Unterhitze vorheizen.

 

Das Rechteck auf dem Papier auf ein Blech legen. Nach Belieben mit einem Holzstäbchen ein Muster in den Teig stechen.

 

Das Shortbread im vorgeheizten Ofen 1/2 Stunde backen, aus dem Ofen holen und sofort in 12-14 Stücke schneiden und komplett abkühlen lassen.


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